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Verbindung zwischen rechter Terrorzelle und Sauerland-Gruppe? | Telepolis

Verbindung zwischen rechter Terrorzelle und Sauerland-Gruppe?

Der stern hat angeblich einen Observationsbericht des US-Geheimdienstes DIA erhalten, nach dem Geheimdienstmitarbeiter Zeugen der Ermordung von der Polizistin Kiesewetter gewesen sein sollen

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Alle angeblich Beteiligten dementieren heftig, nachdem der stern von einem Geheimdokument berichtet hatte, dass amerikanische und deutsche Geheimdienstagenten angeblich Zeugen gewesen seien, als im April 2007 in Heilbronn die Polizistin Michele Kiesewetter von der Zwickauer Terrorzelle NSU getotet und ihr Kollege schwer verletzt wurde. Auch bei anderen Morden der NSU, belegt in Kassel , sollen Verfassungsschutzer vor Ort gewesen sein.

Nach dem Observationsbericht eines US-Geheimdienstes, den der stern erhalten hat und dessen Echtheit nicht erwiesen ist, sollen Mitarbeiter US-Militargeheimdienstes DIA, begleitet von zwei Verfassungsschutzern aus Baden-Wurttemberg oder Bayern ("LfV BW OR BAVARIA"), zwei Personen aus islamistischen Kreisen beobachtet haben. Sie sollen in einer Bank in Heilbronn "2,3 Mil. EURO(S)" eingezahlt haben. Dabei handelte es sich um den Deutschturken Mevlut K. und eine andere, nicht identifizierte Person.

Die Observation wurde an der Theresenwiese durch einen "Zwischenfall mit Schusswaffen" gestort: "SHOOTING INCIDENT INVOLVING BW OPS OFFICER WITH RIGHT WING OPERATIVES AND REGULAR POLICE PATROL ON THE SCENE." Namen werden keine genannt, man fragt sich allerdings, woran die Verfassungsschutzer und Geheimdienstagenten erkannt haben wollen, dass es sich um Rechtsextremisten gehandelt hat. Falls dies so gewesen sein soll, der Bericht also authentisch ist, dann haben die Schlapphute einen Mord geschehen lassen, ohne einzugreifen, und haben auch der Polizei keine Informationen uber den Vorfall und die Tater weiter geleitet.

Unglaubwurdig macht den Bericht, dass am Tatort offenbar nicht nur die Rechtsextremen und die Polizisten, sondern auch das Observationsteam und die Observierten gewesen sein mussen. Wenn der DIA-Agent nicht wusste, ob seine Begleiter aus Bayern oder Baden-Wurttemberg kommen, dann kann dies durchaus sein, besonders vertraut mussen solche Teams ja nicht miteinander sein. Shooting Incident muss auch nicht Schusswechsel bedeuten, sondern kann einfach Schießerei sein, was auch heißen kann, dass nur die beiden Angreifer mit den beiden Pistolen geschossen haben.

Das Bundesamt fur Verfassungsschutz (BfV) stellt fest: Zum Zeitpunkt des Mordes an der Polizistin Michele Kiesewetter am 25. April 2007 auf der Theresienwiese in Heilbronn war keine Observation des BfV vor Ort.

Bundesamt fur Verfassungsschutz

Dass nun die Landesamter fur Verfassungsschutz in Bayern und Baden-Wurttemberg, das bayerische Innenministerium und das Bundesamt fur Verfassungsschutz dementieren , dass zu dieser Zeit eine Observation in Heilbronn stattfand, war zu erwarten, ist aber nicht wirklich so uberzeugend, die Moglichkeit gleich als absurd beiseite zu stellen. Schließlich ist einer der Observierten, Mevlut K., eine seltsame Gestalt, die die rechtsextremistische Zelle ausgerechnet mit vermeintlichen Islamisten der Sauerland-Gruppe in Zusammenhang bringen wurde, wie die Welt spekuliert .

2007 wurde die Sauerland-Gruppe in einem spektakular inszenierten Coup gefangen genommen. Dabei spielte Mevlut K. eine Rolle. Er war V-Mann des CIA und des turkischen Geheimdienstes MIT, wurde als al-Qaida-Mitglied in der Turkei kurzzeitig festgenommen, dann aber wieder freigelassen und soll nun weiter dort leben. Er soll den Sauerland-Terroristen Zunder fur die unbrauchbaren Sprengsatze beschafft haben, die den Mochtegern-Terroristen ebenfalls untergejubelt wurden. Mevlut K. stand wiederum in Kontakt mit dem Somalier Ahmed H., der ebenfalls Zunder lieferte, aber auch 2008 an der Ermordung von drei georgischen Autohandlern mitgewirkt haben soll. Das Auto, in dem die Leichen weggebracht wurden, gehorte dem LKA Rheinland-Pfalz, zudem wurde in ihm eine DNA-Spur entdeckt, die man auch am Ort gefunden hatte, wo Kiesewetter erschossen worden war.

Dass bei der Aufdeckung der Sauerland-Gruppe, die medial bombastisch als Verhinderung von geplanten Anschlagen inszeniert wurde ( Anschlagsplan aus dem schwabisch-bayerischen Grenzgebiet ), nicht alles ganz korrekt verlief, war damals schon ziemlich offensichtlich. Hier spielten, wie in den USA auch sonst gerne, V-Manner eine erhebliche Rolle, die fur eine erfolgreiche Aufdeckung schon mal kraftig an der Planung von Anschlagen mitwirken ( Bezahlte Informanten und Provokateure ). Die Sauerland-Gruppe war schon vor der Festnahme seit Monaten uberwacht worden, man hatte heimlich den Sprengstoff ausgetauscht und ihnen uber V-Manner wie Mevlut K. Zunder zukommen lassen. Der Prediger, der in Neu-Ulm die Mitglieder der Sauerland-Gruppe auf den Geschmack brachte, war auch lange Jahre ein V-Mann des Verfassungsschutzes ( Ferngelenkte Terroristen? ).

Ob nun Verfassungsschutzer und US-Geheimdienstagenten in Heilbronn wirklich zuschauten, wie Kiesewetter erschossen wurde, und ob sie vielleicht sogar die Tater kannten, ist fast schon sekundar. Das wilde Treiben der Geheimdienste hat nach dem 11.9. ahnlich wie durch den Kalten Krieg einen derartigen Schub erhalten, dass nun entschieden gegengesteuert werden muss. Die Einrichtung einer die Sicherheitsbehorden ubergreifenden Neonazi-Datei ist allerdings nur der Versuch, schnell Handlungsfahigkeit zu zeigen, ohne wirklich etwas bei den Behorden und der indirekten Unterstutzung zu verandern oder gar fur Aufklarung zu sorgen.