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Genealogie
Vielleicht aus d. seit 1353 in Jena nachweisbaren
Fam.
Lendenstreich;
wahrsch.
dreimal verheiratet; d. Witwe (?Malerin“)
?
1508/09 Georg Salmenbach, Maler, d.
L.
s Werkstatt ubernahm.
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Biographie
Zwischen 1485 und 1491 erwarb
L.
das Burgerrecht der Stadt Saalfeld, wo er als Leiter einer vielbeschaftigten Altarwerkstatt zu Ansehen und Reichtum gelangte.
L.
und die Stadt Saalfeld ruckten starker ins Blickfeld der kunsthistorischen Lokalforschung Thuringens, nachdem
Paul Lehfeldt 1891 am Altar aus Wullersleben (1503; Flugel heute im Museum of Art in Toledo/Ohio, Schrein samt Schreinfiguren verschollen) die Inschrift mit dem Namen
L.
s und dem Entstehungsort Saalfeld entdeckt hatte. Danach fand man weitere Signaturen
L.
s an den Altaren in Elleben, 1498, Wulfershausen
b.
Arnstadt, 1499, und Munchenbernsdorf
b.
Gera, 1505. Neben
L.
waren noch
Meister Paul, Volkmar Leme und
Hans Gottwalt Leiter von Altarwerkstatten in Saalfeld, so daß viele ursprunglich
L.
zugeschriebene Altarwerke heute eine differenziertere Beurteilung erfahren. Zudem hat die Stilkritik in den auf Durer- und Schongauer-Stiche zuruckgreifenden Altargemalden unterschiedliche stilistische Einflusse ausmachen konnen, die gegen eine Ausfuhrung der Gemalde durch
L.
selbst sprechen, obwohl er in den Urkunden immer als Maler bezeichnet wird, was jedoch ein gangiger Terminus fur den Leiter einer wenig spezialisierten Werkstatt war.
L.
scheint hauptsachlich an den Schnitzfiguren seiner Altare beteiligt gewesen zu sein, fur die er als Vorsteher der Werkstatt auch die Entwurfe anfertigte. Schon in den Altaren von Wullersleben und Munchenbernsdorf sind Einflusse der Kunst Riemenschneiders zu beobachten, die sich auch in dem Altar aus der Sammlung
Jakob H. Weiller, Frankfurt/Main (verschollen), in den Altaren des Focke-Museums in Bremen (um 1505), von Pflanzwirbach (verschollen) und im Angermuseum in Erfurt (1507) zeigen. Zuruckzufuhren sind diese Einflusse auf den Riemenschneider-Schuler
Hans Gottwalt, der wohl seit 1503 bei
L.
als Gehilfe tatig war und seit 1506 eine eigene Werkstatt in Saalfeld leitete. Die Altare
L.
s vertreten beispielhaft die
thur.
Kunst der Spatgotik und zahlen zu deren bedeutendsten Werken. Die Figuren wirken aufgrund der reliefhaft durchgefuhrten Plastizitat, der flachenparallel vollzogenen Biegungen und der hart gebrochenen Faltengebung steif und trocken. Die Korper werden unter den Gewandern kaum artikuliert, die Gesichter erscheinen puppenhaft und liebenswurdig naiv.
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Literatur
E. Koch, V.
L.
u. andere Saalfelder Maler um d. Wende d.
MA
, Archival. Forschungen, 1914, S. 1-18;
P. Lehfeldt, in:
Zs. d. Ver. f.
Thur.
Gesch.
u.
Altertumskde.
NF
6, 1889, S. 299-321;
A. Stange,
Dt.
Malerei d. Gotik IX, 1958, S. 146 f., 151-53;
J. Bier, in: De Artibus Opuscula XL. Essays in Honor of
Erwin Panofsky,
hrsg.
v.
M. Meiss, I, 1961, S. 1-12
(
L
)
, II,
Abb.
1-13;
G. Werner, in: Saalfelder Kulturbll., H. 1, 1963, S. 17-27;
ders.
, Der Bildschnitzer
Hans Gottwalt
v.
Lohr, Skizzen
z.
Saatfelder
Kunstgesch.
, 1966;
H.
v.
Hintzenstern, Die Marienaltare in Lippersdorf u. Munchenbernsdorf, 1963, S. 15-20,
Abb.
31-49;
Gotische Kunst in Bielefeld 1250-1500,
Kat.
d.
Ausst.
anlaßl. d. 750-J.feier d. Stadtgrundung Bielefelds, 1964, S. 62,
Nr.
33,
Abb.
S. 65;
ThB
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Autor/in
Rainer Brandl
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Zitierweise
Brandl, Rainer, "Lendenstreich, Valentin" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124212808.html#ndbcontent